Blues - Folk & Rock aus Wuppertal, Teil 2

Die Mundharmonika, das Klavier und das Banjo

Die Mundharmonika als Soloinstrument bei begleitender Rhythmusgitarre war mir schon seit Dylans „Blowin’ in the wind“ und Donovans „Colours“ bekannt. Ich besaß deshalb natürlich auch eine (Hohner Orchester II), allerdings gab es in Deutschland keine Stative wie Dylan sie benutzte(20), sondern monströse Geräte, die am Gitarrenhals be- festigt wurden und deren Enden man in das Holz der Mundharmonika hineinbohren mußte. Welche Töne sich aber aus diesem Instrument hervorlocken ließen, wußte ich erst, nachdem ich „Sonny Boy Williamson No. 2“ Rice Miller gehört hatte. Dylans Soli konnte ich alle nachblasen, neu war für mich die Improvisationsmöglichkeit, die dieses Instrument in sich barg. Da ich mich nie sonderlich gemüht hatte, Sologitarre spielen zu können (dafür spielten Wolfgang und später auch Ulrich hervorragende Soli), wurde die Mundharmonika nach vielem Üben (Hören und Nachspielen) zu meinem Soloinstrument.
Ab 1966 war ich dann fähig, in der Kombination Gesang, Gitarre und Mundharmonika allein zu musizieren. Dennoch vermißte ich den Klang eines Klaviers im Stil von Jerry Lee Lewis, Little Richard oder Fats Domino und die Boogie-Läufe von Roger Bean, die sich nur an-nähernd auf einer Gitarre nachvollziehen lassen, ohne dünn zu klingen. Aber meine Eltern besaßen kein Klavier, und Geld, um ein gebrauchtes zu kaufen, war nicht vorhanden. Folglich nutzte ich jede Möglichkeit, bei Freunden und Bekannten, die ein Klavier besaßen, „Töne auszuprobieren“, wie ich es damals nannte. Meine pianistische Sternstunde schlug 1967, als der Blues- und Boogie-Pianist Curtis Jones mir einige Läufe zeigte.
Voller Begeisterung begann ich deshalb zwei Jahre später, Klavier zu studieren, hörte jedoch wieder auf, als ich merkte, daß ich mich in Sachen Boogie wegen völliger Unkenntnis und Ignoranz meines Klavierlehrers nicht weiterbilden konnte und alles Üben darauf hinauslief, mich für irgendein Vorspielstück aus der sogenannten „ernsten“ Musik zu präparieren, für die ich damals überhaupt kein Gefühl und Verständnis aufbrachte. Zumindest hat mir ein weiteres „Töne ausprobieren“ aber soviel gebracht, daß ich heute in der Lage bin, die meisten „meiner“ Musikstücke auf Keyboard zu begleiten.
Während meiner „Danny’s Pan“-Zeit, Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, lernte ich das Düsseldorfer Folk-Duo Udo Henrich & Christian von Hochstetter kennen. Letzterer war ein ausgezeichneter Bluegrass-Banjopicker im Stil von Earl Scruggs; aber erst Derroll Adams überzeugte mich 1974 von dem 5-Saiten-Banjo als weiterem Folk&Blues-Instrument. Ich kaufte mir ein sogenanntes „Pete Seeger“-Banjo
(21) und setzte es, bevor ich einigermaßen gut zupfen konnte, zunächst für die folgenden fünf Jahre zweckentfremdet als Straßenmusikrockinstrument ein (22). Seit 1980 ist das Banjo allerdings voll in mein Vortragsrepertoire integriert (23) und ich hatte mir für diesbezügliche Auftritte noch ein hervorragendes zweites zugelegt (24).

Der erste Auftritt


Nachdem einige meiner Klassenkameraden aus dem „Johnny-Club“, mein Bruder Wolfgang und ich auf selbstgebauten Instrumenten und Ulrichs Oktavgitarre Tonbandaufnahmen gemacht hatten, war für Wolfgang irgendwie klar, daß er Musik in einer Band machen wollte. Mit seinen Schulkameraden, Enno Hungerland (25) und Gerd Krock (26), begann er in Ennos „Fetenkeller“ zu proben.
Es dauerte nicht lange und Bruder Wolfgang war in der Lage, mit Enno Hungerland und Gerd Krock eine „Beat-Band“ zusammenzustellen. Ich hielt mich zunächst zurück, aber als ich meine erste E-Gitarre in Händen hielt, fragte ich vorsichtig an, ob ich mitmachen dürfe. Ich durfte und mußte als Erstes feststellen, daß ich entweder singen oder gitarrespielen konnte, aber nicht beides zusammen. Somit brauchten wir einen Sänger, zumal eine gemeinsame Freundin (Barbara Block) uns zu ihrem Geburtstag engagiert hatte. So brachte ich meinen Klassenkameraden Rolf Lamwers (27), der die Tonbandaufnahmen organisiert hatte, mein Freund war und, soweit ich mich erinnere, im Schulchor mitsang und mich in die Beatband „The M. G. Midgets“ ein. Der Auftritt muß schrecklich gewesen sein (28), aber alle Beteiligten waren begeistert wegen des zweistimmigen Gesangs und Wolfgangs Sologitarre. Man drängte uns weiterzumachen, und wir ließen uns gerne drängen; denn ernstzunehmende Konkurrenz kannten wir nicht, mit Ausnahme der „Beatkids“, die ich einmal auf einem Sportlerball meines Vereins gesehen und gehört hatte.
Unseren ersten öffentlichen Auftritt als Duo Manfred und Wolfgang Galden hatten wir Ende 1963 in der Aula des Bergisch-Märkischen Gymnasiums von Schwelm. So waren wir nach intensiven Proben ziemlich zuversichtlich, als wir im Winter 1964/65 zu unserem ersten öffentlichen Auftritt als Beatband schritten. Unsere weiblichen Fans hatten uns mit schwarzen Rollkragenpullovern versehen, auf denen unser Gruppenname „MG-MIDGETS“ gestickt war(29) und die Bühnenamen „John“ für Rolf, „Keith“ für Wolfgang, „Gerry“ für Gerd, „Paul“ (mein zweiter Vorname) und „Enno“, der keinen Bühnennamen haben wollte.
Wir wollten bei einer anderen Schülerband („The Consuls“) vorspielen, von der wir durch heimliches Spionieren im „Wilhelmstübchen“ wußten, daß sie hauptsächlich Titel von Chuck Berry und „The Pretty Things“ nachspielten. Unser gesamtes Repertoire bestand aus sechs Titeln: „F.B.I.“ und „Apache“ von den „Shadows“, „Skinny Minnie“ und „Twist and Shout“ von den „Beatles“, „Beatnick Fly“ von „Johnny & The Hurricanes“ und „Little by Little“ von den „Rolling Stones“. Auftrittsort war das Vereinslokal der Zeitkunstgesellschaft e.V. „Impuls“-Keller (3 Etagen tief mit einem Klappfenster zur Wupper) unter Leitung von E.-Dieter Fränzel (30) und Ingrid Beister (31), der bis zu seiner wegen Umzuges in das „Aktionszentrum Impuls“ bedingten Schließung jedes Wochenende zu unserem Stammlokal (32) wurde (neben dem etwa 300 Meter entfernten „Jazzclub Adersstraße 32a“ von Klaus Kolb).
Der Auftritt wurde ein voller Erfolg, trotz kleiner durch Lampenfieber bedingter Patzer. Als kommende Stars lehnten wir eine Zugabe natürlich rigoros ab (wir wollten niemand wissen lassen, daß unser Repertoire nur aus den oben erwähnten Titeln bestand), sondern verwiesen die „Fans“ auf zukünftige Auftritte (die leider noch etwas warten mußten, damit wir unser Programm vervollständigen konnten).
Das Quintett bestand aus Rolf Lamwers (voc) – Manfred Paul Galden (g/voc) – Wolfgang Galden (g) – Gerd Krock (b) und Enno Hungerland (dr). Da ein Auftritt zu der Zeit bei einer maximalen Abendgage von DM 300,- bis DM 400,- pro Gruppe (außer man ging das Risiko ein, auf Kasse zu spielen) zwischen 4 und 6 Stunden dauerte, hatten wir natürlich viel zu üben. Deshalb spielten wir erst einmal weiter vor: bei der Hausband des Jazzclubs, den Yardbirds-Anhängern „Bernie & The Yeggmen“ (33), bei den „Black Teddies“ des Schlagzeugers Peter „Pablo“ Miksch, die im Stil von „Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich“ spielten, bei den „Mods“ meines „Ölberg“-Freundes Willi „Fuzzy“ Storat, die fast bekannter für ihre Prügeleien als für ihre Musik waren und anderen Gruppen, deren Namen mir heute entfallen sind.
Irgendwann hatten wir 1965 unser Programm stehen mit dem Schwerpunkt: zweistimmiger Gesang, ab und zu meine Mundharmonika und vor allen Dingen Wolfgangs für den englischen Musikmarkt produzierte Höfner-Sologitarre. Um eine „richtige“ Musikanlage zu kaufen (heute nennt man so etwas „Public Address System“ und „Backline“), spielten wir in Gemeindesälen und Nachtbars, für Bundesbahn und Tennisclubs, in den verruchten „Meiss“-Kneipen, in „Onkel Tonis Star-Club“, in den Harding Barracks für die Engländer und natürlich im „Jazzclub Adersstraße“ und „Impuls“. Da wir nicht motorisiert waren, wurde die langsam wachsende Anlage von „Fans“ transportiert oder zu Fuß mit Straßenbahn, Schwebebahn, Bus, Taxi oder Nahverkehrszügen zum Auftrittsort bewegt.
Nach einem „Beat-Band-Festival“ des Musikhauses Wessely (34) hatte Enno nicht mehr die rechte Lust am Schlagzeugspiel und an der Mitarbeit in der Gruppe – er wurde durch Uli Erhard (35) am Schlagzeug ersetzt.
Das „Aus“ für die Gruppe sollte auch nicht mehr lange auf sich warten lassen: die Anlage war gerade vervollständigt worden und ein Auftritt im „Ölberg“-Tanzlokal Rüseler sollte die geeignete Kulisse dazu abgeben. Als wir am nächste Morgen die frisch erworbene Echolette-Gesangsanlage abholen wollten, war „Rüseler“ abgebrannt, unsere nicht-versicherte Anlage auch....
Rolf Lamwers hörte auf und sang als alter Beatles-Fan bei der Beatles-orientierten Gruppe „The Rockets“ weiter. Gerd mußte seinen Wehrdienst ableisten. Ich verbrachte die Schulsommerferien 1966 in Schweden und überlegte mir, wie es musikalisch weitergehen könnte. Ein neuer Versuch mit dem alten musikalischen Material war nämlich schiefgegangen, da die neuen „Midgets“ sich nicht als bühnentauglich erwiesen hatten: Alkohol und Lampenfieber machten die Auftritte zu einem phonstarken Desaster.

Die erste Bluesband


Wir mußten wieder von vorne anfangen. Mit meinem Klassenkameraden Bernd Camen am Tenorsaxophon (36), dem Klavierspieler Guntram Probst (37), der aus Studiumsgründen bald wieder aussteigen mußte, und dem Kneipenwirt der „Adersstraße“ Bernd Mörker als Sänger (38) wollten wir uns jetzt mehr in Richtung „Soul“ bewegen.
Der Unterbarmer Schlagzeuger Hans-Jürgen „Jimmy“ Skriboleit (39), der zum Zeitpunkt unserer Bekanntschaft schon 10 Jahre älter war als wir „Nachwuchsrocker“, machte mich darauf aufmerksam, daß sich auch mit Musik Geld verdienen ließe, wenn das Image stimme (vgl. „The Beatles“). Er veränderte unseren Gruppennamen, den wir als Lobeshymne auf den englischen Sportwagenbau angenommen hatten, in „ständiges Sichverändern aufgrund von Neugestaltung“ (action issue) und ich fügte den schwarzen Bluesmusiker McKinley „Muddy Waters“ Morganfield in den Bandnamen mit ein: „Action Issue Muddy Waters“.
Gerd Krock hätte lieber Gitarre gespielt (wie er mir anläßlich einer „Huder Bluesnacht“ gestand), aber Bruder Wolfgangs Sologitarre und meine Rhythmusgitarre machten Gerd an der Baßgitarre unentbehrlich, zumal „Adolf“ (Wolfgangs Spitzname) in der Lage war, ein zirka 20-minütiges Solo auf den R&B-Titel „Louie, Louie“ zu spielen, ohne zu langweilen, und Keith Richards’ sowie „Muddy Waters“ Solo von „2120 South Michigan Avenue“ (der Anschrift von Chess-Records) Ton für Ton nachzuspielen. Dann kam die Gelegenheit, als Begleitband von Curtis Jones, dem US-amerikanischen Blues & Boogiepianisten aufzutreten. Nachdem die ursprünglich dafür vorgesehenen Düsseldorfer „King Bees“(40) abgesagt hatten, bat Ernst-Dieter Fränzel uns, das Konzert durchzuführen. Der Auftritt klappte hervor-ragend und wir wähnten uns musikalisch jetzt auf dem richtigen Weg. Nach einem Auftritt in der Essener Gruga-Halle (41) gehörten wir zu den bekanntesten Wuppertaler Bands neben den „Beatkids“ und den „Kentuckies“ aus Wuppertal-Cronenberg (vgl. hierzu einen Artikel aus einer US-amerikanischen Musikzeitschrift, den mir Gerd Krock einmal zugeschickt hat: beat – valley rockers – The Kentuckys). Bei diesem Auftritt spielte „Jimmy“ zum letzten Mal und die Neuverpflichtung Bernd Camen (ts) erstmalig mit. Auf Vermittlung von E.-Dieter Fränzel kam der Kontakt mit dem Pianisten Guntram Probst zustande und als Schlagzeuger hatten wir im Wechsel den Busfahrer Dieter Hardt und den späteren Anwalt Oswin „Pröttel“ Bartels.
Der Erfolg war jedoch nicht von großer Dauer. „Jimmy“ soll zurück nach Kanada gegangen sein, Bernd Camen hörte aus gesundheitlichen Gründen auf, Gerd Krock hatte für einen weiteren Neuanfang keine Lust mehr, Wolfgang war zu dem gefragtesten Sologitarristen Wuppertals geworden und konnte sich die Bands, in denen er mitspielen wollte, aussuchen (u.a. „The Kentuckys“, „Lokomotive Kreuzberg“).
Die ziemlich erfolgreiche Beatband „The Beatkids“ hatte sich aufgelöst und der Sologitarrist der „Consuls“, den wir nur unter dem Spitznamen „Klapper“ kannten, war auch vakant. Für die verbleibenden Auftritte (42) „flickte“ ich deshalb so gut wie ich konnte: am Schlagzeug wechselten sich Dieter Hardt (43) und Oswin „Pröttel“ Bartels (44) ab, an der Gitarre „Klapper“(45) von den „Consuls“ und Heiner „Memphis“ Boos(46) von den ehemaligen „Beatkids“, das Klavier wurde von Helmut Rasch (47) und Bernd Köppen (48) malträtiert, am Baß stand der ältere Bruder von „Pröttel“: Ulrich „Uller“ Bartels (49) und Trompete blies Georg „George“ Bäumer(50) sporadisch mit.
Über „Pröttel“ lernte ich den Baßgitarristen Andreas Jürgen „Lotter“ Leep (51) kennen, der außer einer Bluesplattensammlung auch Bücher zum Blues besaß. Nach langen „Lambrusco“-Diskussionen über den Blues stellten wir eine Band zusammen, die nur noch „Rhythm & Blues“ spielen sollte: die ACTION ISSUE BLUES BAND.
Außer einem ständigen Schlagzeugerwechsel sollte sich die Besetzung bis 1969 halten, und wie gut wir in der Zwischenzeit geworden waren, konnten wir in einem Konzert mit Deutschlands Beat-Band Nr. 1, den „Lords“ beweisen. Als Vorgruppe geplant, avancierten wir zur Hauptattraktion des Abends, nachdem die „Lords“ den Elmore James R&B-Klassiker „Dust My Blues“ spielten, den wir kurz vor-her als Blues-Band auch gespielt hatten. Die „Lords“ wurden buchstäblich von der Bühne gepfiffen und wir mußten den Rest des Abends bestreiten; denn die „Lords“ kamen nicht wieder.
Nach einem zweiten Konzert mit Curtis Jones (52) war auch für die „Action Issue Blues Band“ die Zeit des Musizierens neben der Schule zu Ende. Jochen wollte ein Architekturstudium in Stuttgart beginnen, Christian ging zur Folkwang-Schule nach Essen, Wolfgang wurde jetzt Sologitarrist der „Kentuckies“, nachdem der ursprüngliche Sologitarrist Peter Frohn das Zeitliche gesegnet hatte, Andreas und ich fingen probeweise als PH-Studenten an, nachdem wir unser Abitur mit einer Fußwanderung nach Stuttgart, Thionville bei Metz, Luxemburg, Trier und zurück nach Wuppertal vorgefeiert hatten; denn wir wußten noch nicht, ob wir das unstete Leben eines Berufsmusikers führen oder den – damals noch – sicheren Beruf eines Lehrers ergreifen wollten. Nach dem Abitur und vor Beginn meines Studiums begab ich mich mit meinem Bruder Wolfgang, einem VW-Käfer mit Brezelfenstern und weiteren vier Personen auf Kreuzfahrt („Blues-Crusade“) nach Schweden, um meine „Kicki“ wieder zu treffen.
Die zweite „Action Issue Blues Band“ setzte wieder auf meinen Bruder Wolfgang an der Sologitarre, probierte den „freien“ Jazzmusiker Bernd Köppen am Klavier aus, den belesenen Bluesfan Andreas Leep an der Baßgitarre und den „freien“ Perkussionisten und ehemaligen Hauptschullehrer Dietrich „Rauschi“ Rauschtenberger am Schlagzeug.
Die dritte „Auflage“ der „Action Issue Blues Band“ sah mich in meiner schon gewohnten Rolle als Sänger, Mundharmonikaspieler und Rhythmusgitarrist, meinen Bruder Wolfgang als exaltierten Sologitarristen im Stil eines Jimi Hendrix, Andreas J. Leep als unerschütterlichen Baßgitarristen im Stil eines Bill Wyman und Dieter Hardt als mittlerweile verläßlichen Schlagzeuger. Neu hinzu gekommen waren aus den aufgelösten "Beatkids" Christian von Grumbkow – voc/g (53) und sein Bruder Jochen – keyb (54), deren Eltern nichts von Jochens Mittäterschaft in Deutschlands erster Bluesband wissen durften. Die ehemaligen Schlagzeuger von „The Consuls“ mit Spitznamen „Schimmel“ und der „Beatkids“ Jürgen „Kitzler“ Kiesler machten die A.I. B.B. zu jeder Zeit auftrittsbereit.
Die letzte Formation der „Action Issue Blues Band“ vor ihrer Auflösung im Herbst 1969 bestand in dem gewohnten „Stammpersonal“ und Neuzugängen wie Bernd Henkels (dr), Bazil Hammoudi (perc), Thomas „Tommy“ Alexa (p), den Trompetern Georg „George“ Bäu-mer und „Herr“ Geyer, sowie meinem jüngsten Bruder Ulrich als Ersatz für eine halbjährige Verhinderung meines Bruders Wolfgang. Als Trio traten die „Gitarren-Gebrüder-Galden“ erstmalig in der Wuppertaler Stadthalle Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts für den Förderer der Wuppertaler Jazzszene E.-Dieter Fränzel auf.
In den 70ern ging auch die Talentschmiede „Action Issue Blues Band“ eigene Wege. Ich wurde zum „Blues Doctor“ (A), Wolfgang zum „Travellin’ Wolf“ (B) und Ulrich Peter zu „Soft Soap Ulli“ (C).
Vom „Blues“-Virus infiziert, gründete ich mit Wolfgang Kremer „New Angam“ (D), „The Washboard All-Stars“ (E), „Das Wuppertaler Rockfolk Orchester (F), das als Gruppe „Rockvolk“ zum Vorläufer der Neuauflage von „Action Issue Blues Band“ wurde.

Besetzungen


(A) Blues Doctor’s One-Man-Blues-Band: Manfred Paul Galden (voc/bjo/g/hca/dr/b/kazoo/mand/dulcimer)

(B) Travellin’ Wolf: Wolfgang Galden (voc/g) /- Heide Schröter (g/voc)/

(C) Ulli Galdenz Soft Soap: Ulrich Peter Galden (g/voc) – Rainer Koch (b) – Dirk Sengotta (dr) – Julia Bögeholz (voc) – Ralf Schneider (perc) – Klaus Jakobi (ts)

(D) New Angam: M.P.G. (voc/bjo/g/hca) – Wolfgang Kremer (voc/g/b/dr)

(E) The Washboard All-Stars: M.P.G. (voc/bjo/hca) – Andreas J. Leep (g) – Klaus Kirchner (fb) – Ralf „Blues Beaver“ Falk (g) Volker Jostes (wbd)

(F) Das Wuppertaler Rockfolk Orchester: M.P.G. (voc/bjo/hca) – Andreas „Scot McLeepra“ Leep (b/g) – Wolfgang „A. Dollfuß Magnus“ Galden (fb) – Michael „Mike Frust“ Fest (b) – Wolfgang „Wölfchen Wollust“ Kremer (voc/g) – Ulrich „Saufus Taximus“ König (tuba/voc) – Thomas „P. T. Waschbrett“ Porrmann (wbd) – Dieter „Satan an der Raschel“ Grohs (voc/bodhrán) – Ralf „Blues Beaver“ Falk (g) – Burkhard „Schraat“ Jordan (ts) – Norbert „Jacobus Fratzenschneider“ Jacobi (dr) Michael „von der Zecke“ Pawelczyk (voc/g)

(G) Schwellkörper: M.P.G. (g/voc) – Hans Reichel (b) – Georg „George“ Bäumer (tp) – Michael Barth (fl) – Wolfgang Kremer (voc)

(H) The Two: M.P.G. (voc/hca) – Karl-Heinz „Honky-Tonk Henry“ Baaske (p)
(I) Open Field Musik: Andreas J. Leep (ss/g/b) – Armin Stolz (ss/as) – Dietrich Rauschtenberger (dr) – Thomas ? (tp) - ? (ts)

(J) Hölderlin: Christian v. Grumbkow (voc/g) – Jochen v. Grumbkow (keyb/b/voc) – Nanny de Ruig-Grumbkow (voc) – Christoph Noppeney (v/voc) – Tommy Lohr (g) – Hans Bäär (b) – Michael Bruchmann (dr)

(K) Organisation: Florian Schneider-Esleben (voc/fl) – Ralf Hütter (keyb) – Bazil Hammoudi (perc)
Wolfgang begann ein Musikstudium mit Schwerpunkt Gitarre am Bergischen Konservatorium, ich hatte meinen Lehrerberuf vor Augen und Ulrich wollte nach dem Hauptschulabschluß die Werkkunstschule besuchen.

Wanderjahre


Andreas und ich versuchten auf Bitten von „Fans“ hin, die „Action Issue Blues Band“ weiterzuführen: aber die Luft war raus. Andreas wechselte nach dem Probesemester an der Pädagogischen Hochschule zur Musikhochschule Köln, Abt. Wuppertal, und ich ging nach einem letzten Konzert mit meinen beiden Brüdern in der Wuppertaler Stadt-halle und nach vollendetem ersten Semester an der PH in Wuppertal auf Wanderschaft kreuz und quer durch Europa: Festivals und Klubs in Dänemark, Schweden und Finnland, Benelux(55), Frankreich und Großbritannien, lernte Jo Banks (56), Spencer Davis (57), Champion Jack Dupree (58), Ulrich Roski (59) und Otto Waalkes (60) näher ken-nen, trat einige Male in der WDR-Nachtsendung „Musik bis zum frühen Morgen“ auf, in „Radio Sverige“, im Belgischen Rundfunk, im ZDF (61) und Niederländischen Fernsehen (62), hatte mal DM 3000,- in der Tasche, dann wieder eine Zeitlang gar nichts....
Nach einem Kreislaufkollaps nahm ich Pädagogikstudium wieder auf und machte Musik wie in Schülerzeiten: Nebenbei! In dieser Zeit tourte ich mit meinem Bruder Ulrich (z.B. „Sinkkasten“ in Frankfurt a.M.) und danach mit seinem damaligen Freund Rolf Brommer (z.B. „Sauschdall“ in Ulm) durch die BRD, schrieb meine ersten deutschen Lieder (63) und gründete mit Andreas J. Leep in Paris die Gruppe „Washboard All-Stars“ (64).
Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hatte ich mich schon einmal als Kneipenwirt versucht, bis es mich in die Ferne zog. Nun, nachdem ich mich entschlossen hatte in meiner Heimatstadt Wuppertal seßhaft zu werden, errichteten Andreas J. Leep, Armin Stolz (65) und ich einen privaten Musik-Klub in einem ehemaligen Brauereikeller, der einmal im Monat mit einem „Live“-Konzert für eingeladenes Publikum geöffnet wurde und uns ansonsten als Proberaum für „Open Field Musik“, „Das Wuppertaler Rockfolk Orchester“ (WRO), das Duo „Giebel-Nett“, das „Free Action Quartet“ und „Schwellkörper“ (66) diente. Es dauerte nicht lange und wir hatten den Raum voll von Gruppen, die den Keller auch als Proberaum nutzen wollten; denn herrschte ein akuter Mangel an Proberäumen in Wuppertal. Unterdessen hatten wir nach dem Vorbild der Berliner FMP (Free Music Productions) (67) eine Musikerkooperative ins Leben gerufen und so wurde die Räumlichkeit zusätzlich als Aufnahmestudio für unser Label „AIN-Records“ verwendet. Diese ständigen Aktivitäten (action issue) führten dann letztendlich zur Kündigung durch die Wicküler-Brauerei wegen „ruhestörenden Lärms“.
Ermutigt durch den Erfolg des „WRO“, versuchten Karl-Heinz Baaske(69), Michael Fest und ich, das musikalische Konzept der Gruppe bei Agenturen in London unterzubringen(70), zumal uns Bob Kerr(71), der in London mit seiner „Whoopee Band“ etwas Ähnliches machte, dazu geraten hatte. In London jedoch bemerkten wir, das sich ein „Revival“ der Bluesmusik anzubahnen schien(72). Deshalb be-schlossen „Honky-Tonk Henry“ und ich, wenn die schon einiger Zeit währenden Streitigkeiten im “WRO“ zum Auseinanderbrechen der Gruppe führen sollten, Blues & Boogie im Stil von Leroy Carr & Scrapper Blackwell oder Joe Turner & Pete Johnson zu spielen.
Insgesamt gesehen machten mir in psychischer Hinsicht die gegensätzlichen Rollenerwartungen zwischen stadtbekanntem „Szenemusiker“ einerseits und nach dem 2. Staatsexamen im Schuldienst stehendem anpassungsgenötigtem Junglehrer andererseits seit geraumer Zeit zu schaffen. Da ich mich außerstande sah, diesem Druck auf Dauer gewachsen zu sein und langfristig eine Lösungsmöglichkeit zu finden, löste ich mich 1979 von dem Brennpunkt des Geschehens und zog nach Norddeutschland, um an der Uni Bremen über „den Einfluß des Blues auf die Rockmusik“ zu promovieren.

Lehrer, Gitarrenbauer, Sozialpädagoge und Musiker


Wolfgang Kremer (73) war 1978 aus beruflichen Gründen nach Lemwerder bei Bremen gezogen und deshalb bemühte ich mich – mit Erfolg – um eine Wohnung in seiner Nähe, damit der musikalische Kontakt untereinander und mit dem „WRO“ erhalten blieb. Außerdem konnte ich hier zum ersten Mal ungestört musizieren (74). Das Blues & Boogie-Duo „The Two“ hatte seine ersten Auftritte schon hinter sich, als sich „Henry“ und ich entschlossen, die „Action Issue Blues Band“ wieder ins Leben zu rufen. Die zweite Auflage der Band kam aus dem „Dunstkreis“ derjenigen, die die erste Auflage der „Action Issue Blues Band“ miterlebt hatten. Von der „alten Garde“ war nur noch Dietrich Rauschtenberger greifbar und bereit mitzumachen, aber selbst er mußte nach kurzer Zeit ersetzt werden durch den Schlagzeuger des „WRO“ Norbert Michael Jacobi (75), weil „Rauschi“ die Probe in Lemwerder als zu kostspielig und aufwendig erschien. Hinzu kamen dann noch Gerd Neumann (76) an der Sologitarre und Hartmut „Happu“ Otterbach (77) am Baß. Gleichzeitig wurden auch die Relikte des „WRO“ neu besetzt(78), und, um das Maß voll zu machen, reaktivierten Wolfgang Kremer und ich das Folk-Rock-Blues Duo „New Angam“. Im Kopf hatte ich damals schon das Gedankenspiel: wie ermöglicht man einen Gruppen-„Sound“ mit weniger Mitspielern? Als Lösung fiel mir vorerst ein, mich mit einer Höfner-Elektrogitarre, die auf Baß für die beiden stärkeren Saiten geschaltet werden konnte, auf die Bühne zu stellen zusammen mit Norbert am Schlagzeug, den ich schon seit alten „Jazzklub Adersstraße“-Zeiten kannte. Das Ganze sollte unter dem Arbeitstitel laufen: Musik für Perkussion & Gitarre.
Finanziell hielt ich mich mit „pädagogischen“ Tätigkeiten über Wasser; denn nach den Proben zur Programmerstellung mußten wir erst mal wieder „ganz unten“ anfangen.
Die neue „Action Issue Blues Band“ traf sich zu Proben in Wolfgang Kremers Bauernhof im Delmenhorster Bökenbusch und in einem leerstehenden Fabrikgebäude in der Wuppertaler Hofaue „21a“.
Zu Beginn der 80er Jahre bestand die Mannschaft aus M.P.G. (voc/g/ hca) – Gerd Neumann (g) – Hartmut „Happu“ Otterbach (b) – Norbert M. Jacobi (dr) – Karl-Heinz „Henry“ Baaske (p) – Jörg Werner (ts/as) – Joachim „Bubes“ Thiess (bs). Zu dem Männerklub stieß eine Trompeterin namens Anja Küchler. Wir hatten einen Auftritt in Rodenkirchen im Landkreis Wesermarsch. Danach war Schluß mit meinem Karrieretraum als Bluesmusiker; denn es zeigte sich bald, daß keine der Gruppierungen so richtig nach „oben“ wollte; die „Sturm- und Drangzeit“ der Akteure war wohl mit dem Älterwerden auf der Strecke geblieben. Ich hatte mich zwischenzeitlich wieder in den Schuldienst eingeschlichen als Beamter auf Lebenszeit und deshalb auch keine Skrupel mehr, mich musikalisch nur noch mit für mich Wesentlichem zu beschäftigen (79). Als langjähriger Leiter der inzwischen als gemeinnützig anerkannten und ins Vereinsregister eingetragenen Musikerkooperative „AIN“ (Action Issue Network), der inzwischen immer weniger mit der Arbeit in der Wuppertaler Szene vertraut war, aber immer noch den Kampf mit der Wuppertaler Kulturbürokratie ausfocht, den Mitgliedern nach Möglichkeit Auftritte vermittelte und Plattenproduktionen durchführte, zog ich mich durch Rücktritt aus der Vereinsarbeit zurück (80) und konzentrierte mich stattdessen primär auf meine schulische Tätigkeit, der meine – wie ich meine – „Szene“-Erfahrungen bis zu meiner durch Schlaganfall bedingten Frühpensionierung immer gut bekommen sind.

Die Jahre von 1988 bis 2005


Mein Gedankenspiel beschäftigte mich aber immer noch. Ich plante
jetzt ein Trio mit Gerd Neumann an der Sologitarre, Arbeitstitel: Michael, Paul & Gerd. Daraus wurde die erste „Music Power Gang“ mit mir als Sänger, Gitarrist und Mundharmonikaspieler – Gerd Neumann (g) – Martin Bauer (b) und Norbert M. Jacobi (dr). Die zweite „MPG“ war in ihrem Musikstil zeitgemäßer mit Klaus Steinbeck am E-Baß. Die dritte „MPG“ kam den Erfolgen der Wuppertaler „AIBB“ schon näher in der Besetzung: M.P.G. (voc/g/hca/ keyb) – Manfred „Billy“ Bilstein (b) – Gerd Neumann (g) – Norbert M. Jacobi (dr).
Aufgrund ungezählter Auftritte als „Blues Doctor’s One-Man-Blues- Band“ auch in der ehemaligen DDR, bei denen ich in Englisch gesungen hatte und dabei Mundharmonika und Kazoo gespielt, gleichzeitig aber auch „bassdrum“ und „Hi-Hat“ betätigte und 5-Saiten Banjo, Dulcimer, Mandoline und über akustische oder elektrische Gitarre als Begleitinstrumente verfügte, erschien es mir sinnvoll, wegen meines von mir vermuteten Bekanntheitsgrades, meine Gruppen mit dem Prädikat „Blues Doctor“ zu versehen, um mehr Auftrittschancen zu haben. „Blues Doctor’s Music Power Gang“, in der neben mir noch Gerd Neumann (g), Manfred „Billy“ Bilstein (b), Norbert M. Jacobi (dr) und Dieter Hennies (fl/as/ts) mitwirkten, schaffte es bis zur ersten Probe. Dieter Hennies hatte mir bei der Erstellung von Playbacks für bekannte Schulbuchverlage sehr geholfen, aber seine optische Bühnenpräsenz strebte gegen Null. Bei Gerd, Billy und Norbert meinte ich eine gewisse Spielmüdigkeit zu verspüren, deswegen war die erste auch die letzte Probe. Wir sind danach im Huder Schützenhaus ab 1997 – u. a. mit meinem schwedischen Freund Clas Yngström (voc/g) – und in einer Kleinstadt nördlich von Leipzig für ein Stadtfest noch einmal aufgetreten – exklusive Hennies – aber mein Traum vom „Wupperblues“ in Hude war ausgeträumt.
Ähnlich verlief es mit „Blues Doctor’s New Angam“. Wolfgang Kre-mer, mit dem ich seit Ende der 70er Jahre als „New Angam“ aufgetreten war, hatte meinen Ratschlag befolgt und die Gitarre gegen einen Elektrobaß eingetauscht. Außerdem betätigte er mit den Füßen ein elektronisches Schlagzeug. Wir waren in der Lage, zu zweit mit einer kompletten Rockband konkurrieren zu können. Als „Blues Doctor’s New Angam“ waren wir öfter in Berlin und Dresden (auf dem jährlich stattfindenden „Elbhangfest“) als in unserer Heimatstadt Wuppertal,
die uns als Musiker immer seltener zu sehen bekam. Ich bemerkte irgendwann, vor einem Auftritt in Leipzigs Irish-Pub „Killywilly“, daß Wolfgang Kremers Eingespanntsein in seinen Beruf als Krankenpfleger im Schichtdienst und als Familienvater zweier in die Pubertät kommender Söhne nicht mehr die Zeit für Tourneen der „kleinsten Bluesrockband der Welt“ lassen würde.
Ich begann zu ahnen, daß meine musikalische Tätigkeit als „Blues Doctor“ dem Ende zuging; denn die Sprache, die mein bisheriges Publikum - bis auf einige Auftritte im anglophilen Ausland - sprach, war Deutsch und nicht Englisch. Ich konzentrierte mich deshalb auf die Übertragung meiner Lieder in die deutsche Sprache und merkte, welches geistige Niveau den meisten Texten innewohnte und daß sie auf den jugendlichen Zuhörer zugeschnitten waren. Ich veröffentlichte daraufhin zwei deutsche CDs mit dem Titel „Vom Leben, Lieben & Sterben“ und „Stillstand“ und mußte feststellen, daß keine potentielle Käuferschicht für meine geistigen musikalischen Ergüsse vorhanden war.
Ich hatte 1988 schon für den „Arbeitskreis zum Studium populärer Musik“ (ASPM) meine musikalischen Lehrjahre in Wuppertal zu Papier gebracht mit dem Titel „Bluesrock aus Wuppertal – Von den „M. G. Midgets zur Music Power Gang“ und den anwesenden „studiosi“ vorgetragen. Es war meine letzte Aktion für den ASPM.
Ich werde noch versuchen, meine CD „Beyond The Borders Of The Irish Sea“ mit deutschen Übertragungen der „angloamerikanischen“ Originale zu versehen und meine persönliche „Geschichte des Blues“ zu schreiben. Außerdem erscheint mir eine Veröffentlichung meines letzten Programms vor meinem Schlaganfall Ende September 2003, anläßlich eines Auftritts in der „Kulturmühle“ in Berne/Wesermarsch von mir leibhaftig vorgetragen („Der Januskopf oder Dr. Jekyll & Mr. Hyde“), auf meiner nächsten CD als sinnvoll.
Mit „Hoffnung & Zuversicht“ blicke ich auf das begonnene Jahr 2005. Mein Rückblick („BLUES – FOLK & ROCK aus Wuppertal“) bedeutet für mich „40 Lehrjahre“, aus denen ich für meine spekulative Zukunft hoffnungsvoll und zuversichtlich gelernt habe.
Bruder Wolfgang, der als einziger von dem Gitarren-Gebrüder-Galden -Trio noch in Wuppertal-Elberfeld lebt – unweit der Marienstraße 80, plant eine zweite CD, baut Gitarren & Verstärker und versucht mit Unterstützung des Sozialamtes über die Runden zu kommen.
Bruder Ulrich hat aufgrund familiärer Verpflichtungen (2 Kinder) und Betreuung unserer 1922 geborenen Mutter, sowie seiner Tätigkeit als Sozialpädagoge in einem sozialen Brennpunkt in Hilden keine Zeit mehr irgendwelche musikalischen Träume zu verwirklichen.
01 Dieses Wohnviertel wurde als letztes an die städtische Stromversorgung angeschlossen und deshalb bestand die Wohnungsbeleuchtung bis dahin aus Kerzen und Petroleumlampen.
02 In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts sollen sich die hier ansässigen Nazis mit den wenige Straßen weiter wohnenden Kommunisten vom Grünewalderberg Straßenschlachten geliefert haben.
03 Davon waren Beethovens sogenannte „Mondscheinsonate" und Händels „Largo" meine Lieblingsklassiker.
04 z.B. Archie Bleyer u.a.: „Mr. Sandman", „Muskrat Ramble", Maxine Sullivans „St. Louis Blues", „When your lover has gone", „I'm coming Virginia" auf „Jazztone".
05 „Bumble Bee Boogie" und „Champion Boogie".
06„Wilhelmstübchen" in der Wilhelmstraße und „Emmi Meiss" in der „Kleinen Bandstraße".
07/08 Vgl. hierzu: Brake, Mike: Soziologie der jugendlichen Subkulturen, Frankfurt a.M./New York 1981, S. 82ff und Diederichsen, Diedrich / Hebdige, Dick / Marx, Olaph-Dante: Schocker, Reinbek 1983, S. 51ff
09 aufgrund ihrer Interpretation nahmen wir an, daß es sich bei ihr um eine farbige Rock'n'Roll-Sängerin handeln mußte, was sich Jahre später als Irrtum erwies.
10 z.B. „I got a woman" von Elvis Presley & Ricky Nelson / Ray Charles; „Ready Teddy" von Buddy Holly & Cliff Richard / „Little Richard" Penniman; „I'm Walking" von Ricky Nelson / Fats Domino.
11 TSTT / SSTT / DSTD
12 „Long, tall Shorty" / The Kinks, „The Twist" / Chubby Checker, „Hippy Hippy Shake" / The Swinging Blue Jeans, „Shakin' all over" / Johnny Kidd & The Pirates, „On the road again" und „Outlaw Blues" / Bob Dylan und weitere Stücke von den Beatles, Stones, Pretty Things, Animals u.a.
13 „Mustang Sally" / Wilson Pickett, „Can I get a witness" / Stevie Wonder, „Money" / Jr. Walker & The All-Stars, „Green Onions" / Booker T. & The MGs usw.
14 John Mayall's Bluesbreakers, Alexis Korner's Snape, Fleetwood Mac, Chicken Shack, Ten Years After, Johnny Winter, Canned Heat usw.
15 Auf Konzerten lernte ich die Dubliners, Alex Campbell und Derroll Adams kennen.
16 Mit Hannes Wader, Ulrich Roski und dem damaligen „Tiny Tim"-Paro- disten Otto Waalkes bin ich durch die Kleinkunsttheaterkette „Danny's Pan" getingelt.
17 Anläßlich des 50. Todesjahres von Robert L. Johnson plane ich ab Mitte 23 1988 eine Kassettenproduktion (Arbeitstitel: „Goin'up the Country Blues"). (erschienen als AIN-CD OP-009 „DOCTOR'S SPECIAL")
18 falls noch nicht emeritiert, heute: Oberstudiendirektor und Lehrbeauf- tragter an der GHS Wuppertal.
19 Eivor, Christina und Katharina aus Schweden, Ritva aus Finnland, Jane aus Kanada und Priscilla aus Hongkong.
20 Obwohl in Deutschland hergestellt, konnte man bis 1967 keine Hohner „Super Vamper" (Dylans Mundharmonika) kaufen.
21 5-Saiten Langhalsbanjo von „Framus".
22 Zu hören auf: AIN 003. Das Wuppertaler Rockfolk Orchester: It's only Rockfolk but we like it (1978) (neu erschienen als AIN-CD SP-008)
23 Vgl. AIN MC 2, New Angam / The Two: Angloamerican Folksongs & Bluesballads (1986) (neu erschienen auf diversen AIN CDs)
24 5-Saiten Kurzhalsbanjo „Leo" von „Fender".
25 heute Redakteur beim WDR und Galerist.
26 heute freiberuflich tätig.
27 heute Taxiunternehmer in Wuppertal.
28 unsere Anlage bestand aus Tonbandmikrophonen, einem „Nordmende"- Radio, einem „Bass-King" von Dynacord mit Tonsäule und einem selbstgebauten Verstärker mit einem von meinem Vater entliehenen 100 Watt-Baßlautsprecher
29 der M.G.-Midget Baujahr 1948 war unser Traumauto; außerdem fühl- ten wir uns wie „midgets" (dt.: Zwerge)
30 heute emeritierter Kulturdezernent von Unna.
31 heute als Ingrid Schuh Jazz-Kursleiterin der VHS Wuppertal.
32 bis zu 400 Personen hielten sich an manchen Wochenenden in diesem schätzungsweise 200 qm großen Keller auf. Die gleiche Anzahl von Besuchern hatte der nicht viel größere – wenn überhaupt – „Jazzclub Adersstr. 32a“ zu verzeichnen.
33 die Gruppe wurde von einem Verwandten des Schauspielers Horst Tappert („Derrick“) geleitet.
34 heimliches Motto unter den mitwirkenden Amateur-Bands: Dabeisein ist Alles, das Geld kassiert Wessely!
35 aufgrund seiner damaligen geringen Körpergröße hatte Enno ständig Schwierigkeiten mit Schlagzeugstühlen; einmal fiel er sogar vom Podest. Er wurde letztendlich ersetzt durch den Deutschkanadier Hans-Jürgen „Jimmy“ Skriboleit, der auch die Auftritte in den „Harding Barracks“ vermittelt hatte.
36 heute Versicherungsvertreter in München.37 heute Lehrer in Bremen.
38 als wir feststellten, daß Bernd nur Gershwins „Summertime“ singen konnte und wollte, habe ich die Solostimme übernommen.
39 „Action Issue“ kam als Vorschlag von „Jimmy“, „Muddy Waters“ war 24 eines unserer musikalischen Vorbilder geworden, der Titel eines unserer Lieblingssongs von Johnny Rivers „I washed my hands in muddy waters“ und enthielt die Initialen „M“anfred und „W“olfgang.
40 ohne Frage die beste aller uns bekannten damaligen Amateur-Bands. Der Organist Christoph Kukullies studierte später Musik in München und der persische Sologitarrist Huschäng gründete mit dem Sänger der „Mods“, ? Täubert, eine der wenigen Profigruppen aus dem Wupper taler Raum: „The Smash“.
41 Wolfgang zerspielte mit seinem selbstgebauten „Jimi Hendrix“-Verzer- rer vom Veranstalter gestellte Sologitarrenanlage. Die Großveranstal- tung mußte für 30 Minuten unterbrochen werden, bis Ersatz beschafft werden konnte.
42 nachdem 1967 die ersten Diskotheken entstanden, wurde es sowieso immer schwerer „Live“-Auftritte zu bekommen.
43 heute Angestellter bei den Wuppertaler Stadtwerken.
44 heute Rechtsanwalt.
45 starb 1974 an einer Überdosis Heroin.
46 später Sologitarrist bei „Armutszeugnis“ und „Lunapark“.
47 lernte ich während eines „Ostermarsches“ von Duisburg nach Dort mund kennen.
48 heute „Freejazz“-Pianist.
49 spielte später im Ensemble für „Alte Musik“ OTEKATON mit.
50 starb 1975 an durch Tabletten und Alkohol bedingtem Herzversagen.51 spielte später im „Wuppertaler Rockfolk Orchester“ mit, gründete die „Free Music“-Formation „Open Field Musik“* (LP AIN 001) und die „Modern Jazz“-Gruppe „Straight Swing“. (*teilweise enthalten auf AIN- CD SP-007)
52 gründete Anfang der 70er Jahre mit seinem Bruder Jochen die in der BRD sehr populäre Folkrockgruppe „Hölderlin“.
53 da Jochens Eltern nicht wissen durften, daß er bei uns mitspielte, erhielt er den Künstlernamen „Joe Grumél“ und einen Schlapphut verpaßt.
54 starb 1971 in München an einer Lungenentzündung.
55 Amsterdam vermied ich bewußt; denn hier hatte ich 1968 drei Tage wegen unangemeldeten Musizierens am Dam-Platz in Abschiebehaft gesessen zusammen mit damaligen Freundin Ingrid Neubert.
56 Photograph und Bluessänger aus Chicago, leitete damals das Klein- kunsttheater „Purple Door“ in der Kopenhagener Fiolstraede 28.
57 zehrte vom Ruhm vergangener Tage mit Stevie Winwood, und versuchte immer mal wieder ein „Come Back“; als ich ihn traf, tingelte er als Folk & Bluessänger.
58 ein Horror für jeden Begleitgitarristen: denn er änderte Taktanzahl und Tonstufen in seinen Blues spontan; lebte bis zu seinem Tod 1990 in Hannover. 25
59 war damals unheimlich stolz, sein Studium abgebrochen zu haben, um nur noch Liedermacher zu sein – starb an Zungenkrebs um 2000.
60 ein sehr guter Gitarrist, der sich privat genau so darstellte, wie man es heute aus seinen Shows und Filmen kennt.61 als Statist für eine Krimiszene mit Straßensänger-Flair. Später erfuhr ich, daß es sich um eine Produktion für den Kopfjäger XY-Zimmermann handelte.
62 zusammen mit meinen Brüdern während des „Pauwkes Folk & Blues“- Festivals in Beek en Donk bei Eindhoven.
63 zu hören auf: AIN MC 7 „Meine Persönlichen Geschichten“ (1988). (neu erschienen als AIN-CD OP-010 „Vom Leben, Lieben & Sterben“)
64 wurde später zu der Skifflerock-Gruppe „Das Wuppertaler Rockfolk Orchester“ mit bis zu 20 musikalischen Dilettanten, bereiste die BRD, Belgien, Dänemark und England, spielte oft in „Live“-Sendungen des WDR-Hörfunks und löste sich als „Rockvolk“ 1982 endgültig auf.
65 Saxophonist in Andreas Leeps „Open Field Musik“.
66 meditative freie Musik; einen ersten Versuch hatte ich mit Hans Reichel (b), Michael Barth (fl) und „George“ Bäumer (tp), während meiner Zeit als Kneipenwirt des Jazzklubs „Jam“ gestartet.
67 deren Mitglieder wohnten zum Großteil in Wuppertal: Peter Brötzmann, Peter Kowald (gestorben 2000 in New York), Rüdiger Carl, Hans Reichel u.a.
68 Pianist des WRO
69 die uns empfohlenen Rock-Agenturen hielten unsere Musik für „Folk“, die entsprechenden Folk-Agenturen für „Rock“ und bedauerten, uns nicht helfen zu können.
70 ehemaliges Mitglied der „Bonzo-Dog-Doo-Dah-Band“.
71 bei einem gemeinsamen Auftritt in der „Cock Tavern“ erzählte mir Jo- Ann Kelly von der wachsenden Nachfrage nach gutem „Country Blues“, und Hughie Flint, mit dem ich während seines Auftritts als Schlagzeuger der „Blues Band“ im „Half Moon“ (Richmond) sprechen konnte, sagte, daß dies auch der Grund sei, warum Veteranen wie er jetzt diese Band gegründet hätten (Flint war Mitte der 60er Jahre schon Schlagzeuger in Bluesgruppen, u.a. bei John Mayall’s „Bluesbreakers“).
72 spielte mit meinem Bruder Wolfgang in dessen Gruppe „Travellin’ Wolf“ und danach im WRO.
73 selbst mein letzter Aufenthaltsort in Wuppertal ist mir musikbedingt gekündigt worden.
74 kannte ich seit Anfang der 70er Jahre als Schlagzeuger diverser „Szene“-Gruppen und als einen der vielen „Jazzclub“-Macher, hatte bis 2003 eine „Guinness“-Kneipe in Wuppertal-Vohwinkel namens „Schirm“.
75 lernte ich Mitte der 70er Jahre als Gitarrist der Gruppe „Bluesong“26 kennen.
76 kannte ich noch aus der Zeit der „Action Issue Muddy Waters“ als Sänger und Keyboarder der Velberter Gruppe „Flaming Stars“.
77 Wolfgang „Wölfchen Wollust“ Kremer (g/voc), Ulrich „Saufus Taximus“ König (g/voc), Hartmut „Happu Schlotterbeck“ Otterbach (b/voc), Karl-Heinz „Henry L’Autrec“ Baaske (p), Dieter „Didel Chaotimus“ Gros (perc/voc), Norbert „Jacobus Fratzenschneider“ Jacobi (dr), „Alfred G.“ Neumann (g) und ich als „Mannimaker Shakethebier“ (voc/bjo/hca) zu hören auf: AIN MC 3, Rockballast (1987).
78 Verkürzung für: NEW songs and interpretations of ANGlo-AMerican popular music.79 als Erstes „starb“ deshalb „Rockvolk“, dann „The Two“ und 1985 kam das endgültige Aus für die „AIBB“. 80 von AIN existiert heute nur noch das Label „AIN-Records“, das wegen seiner „Wirtschaftlichkeit“ aus dem gemeinnützigen „Verein zur Förderung musikalischer Aktivitäten e.V. – Action Issue Network“ ausgegliedert werden mußte und als Tonstudio für Tonträgerproduktion von Wolfgang Kremer geleitet wird.